Im Dunkeln an Hauptgelenken funkeln

Sichtbarkeit und Sicherheit von Fußverkehr im Dunkeln

Die Wintermonate sind für den Fußverkehr eine recht gefährliche Zeit. In der Dämmerung und bei Dunkelheit erhöht sich das Risiko, im Straßenverkehr übersehen zu werden. Die Sichtweite von Autofahrenden verkürzt sich erheblich. Erst aus relativ kurzer Entfernung werden Menschen zu Fuß oder auf dem Rad wahrgenommen und oft zu spät gesehen.

Von November bis Januar verunglücken verglichen mit dem Jahresdurchschnitt ein Drittel mehr zu Fuß Gehende, so das Statistische Bundesamt. 42,3 Prozent der tödlich verunglückten zu Fuß Gehenden kamen, laut amtlicher Statistik, im Jahr 2021 bei Dämmerung und Dunkelheit ums Leben. Innerorts lag der Anteil bei 32,4 Prozent, außerorts mit Autobahnen sogar bei fast drei Viertel (73,5 %).

Viele Menschen zu Fuß oder auf dem Rad scheinen sich dieser Gefahr nicht bewusst. Sie meinen vom Autoverkehr gesehen zu werden, da sie das herannahende Auto wegen der Scheinwerfer deutlich sehen. Zudem werden im Winter Jacken, Mäntel und Hosen in eher dunklen Farben getragen. Der Auffälligkeitswert von reflektierender Kleidung wird oft unterschätzt. Überschätzt wird hingegen die Entfernung, in der Fahrende eine Person zu Fuß oder auf dem Rad erkennen können. Wer dunkle Kleidung trägt, ist bei Dunkelheit erst aus 25 Meter Entfernung zu erkennen. Hier kann ein Bremsweg von rund 28 Metern bei 50 km/h bereits zu lang sein. Das Tragen von heller Kleidung verbessert die Sichtbarkeit auf 40 Meter. Kleidung mit reflektierendem Material erhöht die Sichtbarkeit auf eine Entfernung bis zu 140 Meter. Doch es gibt Qualitätsunterschiede. Eine Nummer bringt Licht ins Dunkel für Warn- und Schutzkleidung. Die Normen DIN EN ISO 20471:2017 „Hochsichtbare Warnkleidung – Prüfverfahren und Anforderungen“ und DIN EN 17353:2020 „Schutzkleidung – Ausstattung zur erhöhten Sichtbarkeit für mittlere Risikosituationen – Prüfverfahren und Anforderungen“ legen fest, dass ein spezifischer Rückstrahlwert mittels eines genormten Verfahrens gemessen werden muss.

Daneben ist für die Sichtbarkeit sehr wichtig, wo das reflektierende Material auf der Kleidung platziert ist. An Stellen von bewegten Körperteilen, wie Beinen, Füßen und Armen (so genannte Biomotion-Konfiguration) macht es den Menschen auffälliger. So werden Personen bei Dunkelheit von sich nähernden Autofahrenden als Menschen besser erkannt. Unser Gehirn erkennt Bewegungsmuster schneller. Gelenkmarkierungen können dies unterstützen. Retroreflektierendes Material an den Hauptgelenken, wie Fußknöchel, Knie, Ellbogen, Handgelenk und Taille bei einem gehenden und stehenden Menschen werden auf die größte Entfernung gesehen. Markierungen an Fuß- und Handgelenken sind ebenfalls signifikant. Zu diesem Ergebnis kommen einige Studien, z. B. der Clemson University in USA (2016) und der schwedischen Universität Skövde (2017). Die gelenkmarkierte Person wird wesentlich besser wahrgenommen als die mit Reflektorstreifen auf der Warnweste. Kleidung mit Reflektoren, die unsere biologische Bewegung (Gelenke und Kopfbewegungen) zeigen, erhöht die Sichtbarkeit des Fuß- und Radverkehrs.

Eine effektive reflektierende Kleidung ist kein Hexenwerk und muss auch nicht teuer sein. Reflektoren gibt es zum Aufnähen, Aufkleben oder direkt in der Kleidung eingearbeitet. Auch Sohlenblitze, Reflektorbänder mit Klettverschluss, Reflektoranhänger und Blinkreflektoren werden angeboten. Auch gibt es Sticker für Helme, Fahrräder, Lastenräder, Kinderwagen, Rollstühle, Rollatoren und Hundehalsbänder. Reflektierende Materialien, wie Sicherheitsüberwürfe, Klackbänder und Blinkies, verteilen die Verkehrswachten an Aktionstagen oder zu besonderen Veranstaltungen.

Bundesweit von Norden bis Süden und Osten bis Westen weisen die Verkehrswachten unermüdlich seit Jahrzehnten Menschen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Auto auf die Gefahren im Straßenverkehr bei Dämmerung und Dunkelheit hin. Vor allem Kinder stehen im Fokus, für die auch Aktionen veranstaltet werden.

Die Sicht bei Dunkelheit ist selbst bei Menschen mit gesunden Augen begrenzt. LED-Scheinwerferlicht, Assistenzsysteme und regelmäßige Sehtests unterstützen dabei, dass ungeschützte Personen im Dunkeln besser gesehen werden. Dazu haben refektierende Markierungen auf Kleidung an Beinen, Armen und Kopf von Personen zu Fuß oder auf dem Rad enormes Potential, Verkehrsunfälle bei Dunkelheit zu verhindern.

Foto: vision works

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